Die Bibel einmal anders - die Elfte
Wunder - Zauberei, Magie oder Psychotherapie?



Wenn Jesus Wunder tut, denken heute viele an Zauberei, an Märchen. Andere sagen, damals war das vielleicht so, heute geht man zum Arzt. Die meisten gescheiten Theologen sagen, die Wunder Jesus sind Zeichen oder Symbole dafür, dass Jesus unser Retter, unser Erlöser ist.

Anders und sehr realistisch sieht es der sogenannte therapeutische Ansatz:

Psychoanalytisch gesehen sind viele der Krankheiten, die Jesus heilt, psychisch bedingte Fehlsteuerungen. Den Kranken versagt die Stimme, das Gehör, die Sehkraft oder sie leiden unter muskulären Verspannungen und Lähmungen.

Jesus ist der Therapeut, der den kranken Menschen durch sein Verhalten und seine Liebe angstlinderndes Vertrauen schenkt. Bezeichnend für die Kranken im Neuen Testament ist doch, dass sie Ausgestoßende sind, jeder macht einen großen Bogen um sie. Jesus macht gerade das Gegenteil von den Leuten. Er geht auf diese Menschen zu und zeigt ihnen, dass er sie in ihrem Anderssein versteht. In der Heilung des Besessenen von Gerasa (Mk 5,1-20) sagt der Besessene zu Jesus: "Was willst du von mir, Jesus, du Sohn Gottes ... Quäle mich nicht!" Der Besessene sucht zwar Hilfe bei Jesus. Er merkt im Unterschied zu seinen "gesunden" Mitmenschen sehr schnell, dass Jesus ein besonderer Mensch ist. Aber er will sich trotzdem nicht auf den Therapeuten einlassen, er will in seiner Krankheit bleiben. Aber Jesus redete weiter, er fragt ihn wie er heißt, sie kommen beide ins Gespräch und schließlich ist der Besessenene von seiner Krankheit (seinen "Dämonen") geheilt.

Dieses Phänomen ist heute vielen Psychotherapeuten bekannt. Viele psychisch kranke Menschen heute wollen sich nicht heilen lassen; sie wissen zwar, dass sie krank sind und leiden darunter, aber wenn es konkret um ihre Heilung geht, dann ziehen sie sich wieder zurück.

Jesus ist also wirklich ein Heiler, ein Arzt. Er heilt durch seine Menschlichkeit, einer unerhört befreienden Menschlichkeit: er heilt, er versteht, er vergibt, er ist jedem einzelnen Menschen zugetan.

Lesen Sie einmal die Wundergeschichten und fragen Sie: "Warum sagt oder tut Jesus das, was er sagt oder tut, an gerade dieser Stelle in gerade dieser Weise?"

Vertreter dieses therapeutischen Ansatzes sind unter anderem Eugen Drewermann und Anselm Grün. Beide sind inzwischen sehr bekannte und viele gelesene Autoren. Nicht zuletzt deswegen, weil viele Menschen bei ihnen Hilfe, Heilung suchen und finden.


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