Die Bibel einmal anders - die Vierte
Erotisches in der Bibel



Religion - auch die christliche - war in der Geschichte oft körperfeindlich eingestellt.
Der Körper galt als das Zeitliche, Sündige, Böse.
Das Alte Testament zeigt an vielen Stellen gerade das Gegenteil:

Als Jakob Rahel, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und dessen Herde sah, trat er hinzu, schob den Stein von der Brunnenöffnung und tränkte das Vieh Labans, des Bruders seiner Mutter.
Dann küsste er Rahel und begann laut zu weinen.
Jakob sagte zu Rahel, dass er ein Bruder ihres Vaters und der Sohn Rebekkas sei. Da lief sie weg und erzählte es ihrem Vater.
Als Laban von Jakob, dem Sohn seiner Schwester, hörte, lief er ihm entgegen; er umarmte und küsste ihn und führte ihn in sein Haus. Jakob erzählte Laban die ganze Geschichte.
Da erwiderte ihm Laban: Du bist wirklich mein Bein und mein Fleisch. Als Jakob etwa einen Monat bei ihm geblieben war,
sagte Laban zu ihm: Sollst du mir umsonst dienen, weil du mein Bruder bist? Sag mir, welchen Lohn du haben willst.
Laban hatte zwei Töchter; die ältere hieß Lea, die jüngere Rahel.
Die Augen Leas waren matt, Rahel aber war schön von Gestalt und hatte ein schönes Gesicht.
Jakob hatte Rahel lieb und so sagte er: Ich will dir um die jüngere Tochter Rahel sieben Jahre dienen.
Laban entgegnete: Es ist besser, ich gebe sie dir als einem anderen. Bleib bei mir!
Jakob diente also um Rahel sieben Jahre. Weil er sie liebte, kamen sie ihm wie wenige Tage vor.
Dann aber sagte er zu Laban: Gib mir jetzt meine Frau; denn meine Zeit ist um und ich will nun zu ihr gehen.
Da ließ Laban alle Männer des Ortes zusammenkommen und veranstaltete ein Festmahl.

(Das Buch Genesis, Kapitel 29)

Und jetzt wird es wirklich erotisch. Es schafften auch die besten Theologen im Mittelalter nicht, das alles umzuinterpretieren. Wenn auch die Wortwahl für uns heute ein bisschen befremdend ist, so ist das alles doch recht eindeutig:

Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, / du Edelgeborene. Deiner Hüften Rund ist wie Geschmeide, / gefertigt von Künstlerhand.
Dein Schoß ist ein rundes Becken, / Würzwein mangle ihm nicht. Dein Leib ist ein Weizenhügel, / mit Lilien umstellt.
Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, / wie die Zwillinge einer Gazelle.
Dein Hals ist ein Turm aus Elfenbein. / Deine Augen sind wie die Teiche zu Heschbon / beim Tor von Bat-Rabbim. Deine Nase ist wie der Libanonturm, / der gegen Damaskus schaut.
Dein Haupt gleicht oben dem Karmel; / wie Purpur sind deine Haare; / ein König liegt in den Ringeln gefangen.
Wie schön bist du und wie reizend, / du Liebe voller Wonnen!
Wie eine Palme ist dein Wuchs; / deine Brüste sind wie Trauben.

(Das Hohelied, Kapitel 7)




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