Computer |
Von der Organisation OLAP (one Laptop per Child) wird seit etwa einem Jahr ein Computer entwickelt, der nur gute 100 US Dollar kosten soll - ein Notebook, das auch mit einer Kurbel angetrieben werden kann, damit man das Gerät ohne Strom betreiben kann. 2007 wird es verfügbar sein. Es gibt bereits mehrere Millionen Bestellungen. Der tragbare 100-Dollar-Laptop kann von Hilfsorganisationen und Regierungen armer Länder gekauft werden, um der armen Bevölkerung in Entwicklungs- und Schwellenländern die neue Technologie nahe zu bringen.
Man kann sich fragen, ob das denn Sinn macht. Ist es nicht wichtiger, den Leuten zuerst einmal zu Essen zu geben, ihre Wasserversorgung sicher zu stellen, Krankenhäuser zu bauen etc.? Natürlich ist ein voller Magen eine Grundausstattung, damit Menschen lernen können. Jedoch wird es nicht möglich sein, zunächst - und dauerhaft! - alle Mägen zu stopfen und dann erst weiteres zu tun. Die Entwicklungsländer müssen es schaffen, dass sie für sich selber sorgen können. Dafür ist jedoch Bildung notwendig, das heißt letztlich, dass die Menschen in diesen Ländern an unserem Wissen teilhaben. Sie können nicht mehr die Geschichte durchlaufen, die wir durchgemacht haben. Daher kann und darf der Weg in die Zukunft für diese Länder nicht der eines "Billiglohnlandes" sein. Viele Menschen werden das Industriezeitalter "überspringen" und entweder direkt in unser Zeitalter der Informations- und Wissensgesellschaft "wandern" oder eine andere, vielleicht bessere, Welt schaffen. Heute ist Wissen und Bildung etwas sehr Bedeutendes und der wichtigste Zugang zu Wissen und Bildung ist das Internet. Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung, wenn auch dieses Recht heute noch nicht einmal in vielen unserer reichen Staaten realisiert ist. So haben die ärmeren Schichten in unseren Gesellschaften haben noch keinen Internetzugang. In Deutschland haben jedoch weit mehr als 75% Zugang zum Internet, in Afrika nicht einmal 3%!
Nachdem wir gesehen haben, dass es bald Computer geben wird, die so billig sind, dass Hilfsorganisationen zumindest große Mengen kaufen und armen Menschen zur Verfügung stellen können, stellt sich die Frage wie ein sinnvoller Einsatz geschehen kann. Einer der Haupteinsätze werden die Schulen sein. Hier kann erstens der Umgang mit dem Computer gelernt werden und zweitens ist so auch gewährleistet, dass das erworbene Computerwissen am schnellsten verbreitet werden kann (Multiplikatoreneffekt). Mit den neuen Methoden des E-Learning (Lernen am Computer) kann Wissen leichter und effizienter als bisher vermittelt werden. Jedoch wird sicherlich ein größerer Lerneffekt erzielt werden, wenn über den Computer ein Zugang zum Internet vorhanden ist. Viele gute Informationen sind heute kostenlos über das Internet erhältlich, zum Beispiel www.wikipedia.org (in deutsch www.wikipedia.de). Auch werden zunehmend Lernprogramme kostenlos über das Internet angeboten. |
Wie können aber in Ländern, die heute nicht einmal ein flächendeckendes Telefonnetz haben, Internetanschlüsse zur Verfügung gestellt werden? Sind die Anschlüsse doch bei uns schon nicht gerade billig und auf dem Land sind die Anschlüsse in der gewünschten Geschwindigkeit oft noch gar nicht zu haben. Es gibt neue Technologien, die viel versprechend sind. WiMAX ist eine davon. WiMAX basiert auf Rundfunktechnologie und erlaubt bei freier Sicht drahtlosen Internetanschluss mit einer Reichweite von 50 km mit 70 Mb/s (Heutige DSL-Anschlüsse in Deutschland haben 1 Mb/s bis 6 Mb/s). Eine Verlegung von Daten- und Telefonleitungen bis zu den Haushalten (sog. "Last Mile)", wie es bei uns geschehen ist, wird es in vielen Gegenden auf der Welt erst gar nicht geben. Die 100-$-Laptops unterstützen das sog. Mesh-Netzwerk, wobei jeder Laptop selbst zum Mini-Sendemast wird, an dem wiederum weitere Geräte eine Internet-Verbindung zum nächsten Funkmast erhalten.
Es wird also in Zukunft neben Brunnen- und Agrarprojekten auch verstärkt Bildungsprojekte mit hohen Investitionen in die moderne Computertechnologie geben, damit diese Menschen, die gleichen Chancen auf Bildung bekommen wie wir. Nur so werden sie ihr eigenes Leben und ihre eigene Zukunft gestalten können.
Weiterführende Links:
olpc - One Laptop per Child (Ein Laptop für jedes Kind)
Der Bedarf an Bildung ist enorm
Ausrangierte Computer in die Entwicklungsländer
Peter Ihrler
12. Juli 2006, 22.12.2006
PS: Weitere Aspekte und Fakten